Ergotherapeut: Gezielte Behandlung motorischer Defizite
Der Arbeitsalltag in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm verändert. Immer mehr Menschen verrichten ihren Job ausschließlich am Schreibtisch vor dem Computer und bewegen sich sehr wenig. Das führt häufig zu starken Nacken- und Rückenschmerzen als Folge einer falschen Körperhaltung. Eine ergotherapeutische Behandlung kann ergänzend zu einer Physiotherapie zur Linderung und Beseitigung der Beschwerden beitragen.
Das ist jedoch nicht das einzige Betätigungsfeld von Ergotherapeuten. Durch gezielte Maßnahmen verhelfen sie Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen nach langer Krankheit oder einem schweren Unfall wieder zu einem aktiven, selbstbestimmten Leben oder arbeiten an der Behebung motorischer und sensorischer Defizite.
Von der Arbeitstherapie zur Ergotherapie
Die Ergotherapie basiert auf einem ganzheitlichen Ansatz zur Wiedererlangung der Handlungsfähigkeit des Patienten. Nach einem individuell erstellten Therapieplan werden handwerkliche, künstlerische und geistige Fähigkeiten durch gezielte Aktivitäten geübt und gefördert, um dem Patienten die aktive Teilnahme am alltäglichen Leben zu ermöglichen.
Erste Ansätze dieser Behandlungsmethode wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA unter der Bezeichnung Arbeitstherapie erfolgreich eingesetzt. Im Laufe des 2. Weltkriegs, als in Deutschland für viele Kriegsverletzte geeignete Rehabilitationsmaßnahmen notwendig wurden, entwickelte sich die Arbeitstherapie zur Beschäftigungstherapie. In den 1950er Jahren wurde in Hannover die erste staatlich anerkannte Schule für Beschäftigungstherapie gegründet. Im Jahre 1976 trat erstmals mit dem Beschäftigungs- und Arbeitstherapeutengesetz (BeArbThG) eine gesetzliche Regelung des Ergotherapeuten-Berufsbildes in Kraft. 1999 wurde mit dem Ergotherapeutengesetz (ErgThG) ein Gesetz zur Änderung der Berufsbezeichnung in Ergotherapeut bzw. Ergotherapeutin erlassen.
Der Weg zur Ergotherapie: Ausbildung oder Studium
Wer das Berufsziel Ergotherapeut anstrebt, kann dies auf zwei Wegen erreichen: Durch eine Ausbildung an einer staatlich anerkannten Berufsfachschule oder mit einem Ergotherapie-Studium.
Zulassungsvoraussetzungen, Lerninhalte und Themenumfang des theoretischen Unterrichts, Fachgebiete der praktischen Ausbildungsphasen und weitere Details zu Ausbildung und Studium sind im Ergotherapeutengesetz (ErgThG) und in der Ergotherapeuten-Ausbildungs- und Prüfungsverordnung (ErgThAPrV) gesetzlich festgelegt. Je nach Bundesland können sich einzelne Regelungen wie z.B. die Anforderungen an Lehrkräfte der Berufsschulen für Ergotherapie unterscheiden.
Berufswunsch Ergotherapeut: Die Voraussetzungen
Wer in den Ergotherapeuten-Beruf einsteigen will, muss mindestens die Mittlere Reife besitzen oder einen Hauptschulabschluss mit abgeschlossener zweijähriger Berufsausbildung. Für das Studium der Ergotherapie ist mindestens die Fachhochschulreife und das Bestehen eines Eignungstests notwendig.
Ungeachtet dessen sind eine Reihe persönlicher Eigenschaften wichtig:
- Freude am Umgang mit Menschen und ein hohes Verantwortungsbewusstsein: Das Wohl des Patienten muss immer im Vordergrund stehen.
- Einfühlungsvermögen und ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten: Als Ergotherapeut muss man sich auf unterschiedlichste Charaktere einstellen und auch in schwierigen Situationen stets professionell handeln.
- Gute körperliche Konstitution: Ergotherapeuten sind den ganzen Tag auf den Beinen und müssen zuweilen auch zupacken können.
- Hohes Interesse an medizinischen Themen und die Bereitschaft, sich das entsprechende Wissen anzueignen.
- Handwerklich-technisches Geschick und gestalterische Fähigkeiten
Inhalte der Ergotherapeuten-Ausbildung
In Deutschland gibt es rund 200 staatlich anerkannte Berufsfachschulen, an denen man eine dreijährige Ausbildung zum Ergotherapeuten absolvieren kann. Dazu gehören staatliche Schulen sowie private Institute. Während an staatlichen Berufsschulen kein Schulgeld erhoben wird, sondern lediglich Kosten für Material und Fachliteratur anfallen, ist an privaten Ergotherapie-Schulen mit monatlichen Gebühren von bis zu 500 Euro zu rechnen.
Die schulische Ergotherapeuten-Ausbildung gliedert sich in einen Theorie- und einen Praxisteil. Vermittelt werden Grundlagen der Ergotherapie, medizinische Grundlagen, psychologische und pädagogische Inhalte sowie ergotherapeutische Behandlungsmethoden. Zum Erwerb praktischer Fähigkeiten sind während der Ausbildungsdauer insgesamt vier Praktika in Krankenhäusern und Kliniken, Gesundheitszentren, sozialen oder pädagogischen Einrichtungen wie zum Beispiel Förderzentren und Sonderschulen zu absolvieren.
Die Ergotherapie-Ausbildung endet mit einer Examensprüfung, bei der die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten in einem schriftlichen, mündlichen und praktischen Teil nachzuweisen sind. Mit bestandener Prüfung und erhaltenem Ergotherapeuten-Schulabschluss darf man sich Staatlich geprüfter Ergotherapeut nennen.
Ergotherapie-Studium: In Vollzeit oder berufsbegleitend
Wer sich für den akademischen Weg entscheidet, kann sein Studium in Vollzeit absolvieren oder begleitend zu Ausbildung und Arbeit. Die Regelstudienzeit beim Vollzeit-Studium beträgt sechs Semester. Wer nebenher noch arbeitet, sollte sieben Semester bis zum Abschluss als Bachelor of Science einplanen. Zusätzlich zum akademischen Abschluss erhält der Absolvent die staatliche Anerkennung und darf die Berufsbezeichnung Ergotherapeut führen. Einige Hochschulen bieten auch berufsbegleitende Studiengänge zum staatlich anerkannten Diplom Ergotherapeuten an.
Die Inhalte im Studiengang Ergotherapie können von Hochschule zu Hochschule variieren, im Allgemeinen stehen folgende Ausbildungsinhalte auf dem Lehrplan:
- Medizinische Grundlagen
- Anatomie
- Neurologie
- Pädiatrie und Geriatrie
- Psychologie
- Sozialwissenschaften
- Physiotherapie
- Musiktherapie
Ergänzend zum theoretischen Unterricht erlernt der Student in mehreren Praktika in Kliniken, Praxen und Gesundheitszentren unterschiedliche ergotherapeutische Methoden und Fähigkeiten zur Planung ergotherapeutischer Behandlungen.
Es besteht die Möglichkeit, an das Bachelor-Studium einen Master-Studiengang anzuhängen. Dieser dauert vier Semester.
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Arbeitsmöglichkeiten als Ergotherapeut
Ergotherapeuten beraten und behandeln Kinder und Erwachsene mit physischen oder psychischen Erkrankungen, deren Handlungsfähigkeit eingeschränkt ist. So helfen sie Menschen, die Anforderungen des Alltags möglichst selbstständig zu bewältigen, was entscheidend zur Lebensqualität der Betroffenen beiträgt.
Die Berufsaussichten für qualifizierte Fachkräfte sind gut, in Deutschland werden zunehmend mehr Ergotherapeuten-Stellen geschaffen. Nach der Ausbildung als Ergotherapeut bzw. Ergotherapeutin stehen zahlreiche Job-Optionen in Krankengymnastik- und Ergotherapie-Praxen, sonderpädagogischen und sozialmedizinischen Einrichtungen, Alten- und Pflegeheimen, Werkstätten für behinderte Menschen oder Einrichtungen der beruflichen und medizinischen Rehabilitation offen.
Mit einem Studien-Abschluss eröffnen sich zusätzliche Einsatzfelder in Qualitätsmanagement, Forschung und Lehre oder im Management von Unternehmen der Gesundheitsbranche.
Nach Ausbildung und Studium liegt das durchschnittliche Ergotherapeuten-Gehalt bei rund 1.700 Euro brutto im Monat. Mit zunehmender Berufserfahrung und Qualifikation steigt der Verdienst und ist – wie in anderen Branchen auch – von Arbeitgeber und Region abhängig.
Je nach persönlichen Vorlieben können sich Ergotherapeuten durch gezielte Fortbildungsmaßnahmen auf bestimmte Arbeitsfelder wie zum Beispiel Gesundheitstraining, Musik und Bewegung oder die Förderung von Kindern spezialisieren.
Wer auf der Karriereleiter aufsteigen will, kann zudem eine Weiterbildung als Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen oder Betriebswirt für Sozialwesen absolvieren. Als berufsbegleitendes Studium bieten sich zudem Studiengänge in Heilpädagogik, Sonderpädagogik, Therapiewissenschaft oder Prävention und Rehabilitation an.
Ergotherapie in der medizinischen Rehabilitation
Einrichtungen zur medizinischen Reha in der Orthopädie und Unfallchirurgie bieten ein weites und interessantes Betätigungsfeld für engagierte Ergotherapeuten. Behandelt werden hier Patienten mit Funktionsstörungen des Bewegungsapparates, unter anderem Personen mit traumatischen und degenerativen Funktionsstörungen, Lähmungen und amputierten Gliedmaßen. Mit motorisch-funktionellen Übungen, ADL-Training und anderen, auf das Krankheitsbild des Betroffenen abgestimmten ergotherapeutischen Maßnahmen, wird das Erzielen größtmöglicher Selbstständigkeit im häuslichen und beruflichen Umfeld angestrebt. Ist keine vollständige Heilung möglich, entwickelt der Ergotherapeut gemeinsam mit interdisziplinären Spezialisten individuelle Strategien zum Ausgleich motorischer Defizite. Das kann zum Beispiel das Umtrainieren der Gebrauchshand sein, aber auch der Umgang mit Schienen, Prothesen und sonstigen Hilfsmitteln.
Im Gegensatz zur Beschäftigung in einer ambulanten Therapie-Praxis oder im Krankenhaus hat der Ergotherapeut in einem Reha-Zentrum ausreichend Zeit für die Behandlung seiner Patienten, da keine akute Notfallversorgung zu leisten ist. Durch den stationären Aufenthalt der Betroffenen kann der Therapeut seine Patienten über einen längeren Zeitraum begleiten und so die Fortschritte seiner Behandlungsmethode direkt miterleben.
Westfälisches Gesundheitszentrum: Innovatives Arbeitsumfeld für Ergotherapeuten
Wir, das Westfälische Gesundheitszentrum (WGZH), vereinen in unserer Holding vier moderne Reha-Kliniken sowie zwei Diagnose- und Therapiezentren und sind damit einer der größten Gesundheitsanbieter im Kreis Soest.
Unser Wertesystem beruht auf einem respektvollen Miteinander – das gilt für den Umgang mit unseren Rehabilitanden ebenso wie für jeden unserer rund 900 Mitarbeiter, ganz gleich in welcher Position. In einer wertschätzenden und vertrauensvollen Atmosphäre unterstützen wir Eigenverantwortung und bieten Freiräume für neue Ideen. Entsprechend der individuellen Stärken und Potenziale fördern wir die persönliche Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter durch gezielte Ergotherapie-Weiterbildungsmöglichkeiten.
Besonderen Wert legen wir als ausgezeichnetes „familienfreundliches Unternehmen im Kreis Soest“ auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Flexible Arbeitszeitmodelle in Vollzeit und Teilzeit sind bei uns ebenso selbstverständlich wie geregelte Arbeitszeiten und ein Mitspracherecht bei der Gestaltung der Dienstpläne.
Wir sind stets auf der Suche nach engagierten Fachkräften zur Unterstützung unserer kompetenten Spezialisten-Teams. Für Ergotherapeuten mit Berufserfahrung bieten wir ein vielseitiges Arbeitsumfeld und einen sicheren, unbefristeten Arbeitsplatz in Vollzeit oder Teilzeit. Erfahren Sie mehr über unsere Stellenangebote Ergotherapie.
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Für Fragen und weitere Informationen zu Ergotherapeuten-Jobs steht unser Personalbüro gerne allen Bewerbern telefonisch unter den Durchwahlen 02921 501-4521 oder 02921 501-4510 zur Verfügung.